"Region - Landsberg/Lech:"
Spötting
(Landkreis Oberbayern; Reg.Bezirk LLech/Gmd.: LLech)
Koordinaten - in Google-Earth).:
10°51'51'57.81 ( Östlicher Länge),
48°_3'37.59"N" (Nördlicher Breite)
Lage auf dem Gelände der Landsberger Justizvollzugsanstalt.
....in Vorbereitung
Die germanische Besiedelung, vorwiegend alamannische Landnahme zwischen Iller und Lech begann spätestens im 5.Jhdt.n.Chr. Dazu zählt Spötting - das im Landsberger Raum die älteste Besiedelung stellte, noch älter als das im 8. Jhdt. gegründete Benediktiner-Kloster Sandau. Als die römische Provinz Raetia noch ein Teil des Ostgotenreiches unter Theoderich war, besiedelten Alamannen nach der verlorenen Schlacht von Zülpich gegen die Franken, unter der Schutz-Herrschaft der Ostgoten eine neue Heimat. Reihengräber längs des Lechs zeugen von dieser ersten Besiedelung. 536 n.Chr. traten die Ostgoten unter dem Druck von Byzanz an das Frankenreich - unter König Theudebert ab. Es entstand ein alamannisch-bajuwarisches Herzogtum, wovon westlich des Lechs der Schwerpunkt für die Alamannen fiel. Aus der Mitte des 6.Jhdt. n.Chr. war Spötting der Sitz einer christlichen Adelsfamilie. Wertvolle Grabbeigaben, nebst dicht daneben liegenden 2 Pferdebestattungen weisen darauf hin. Der Archäologe - Volker Babukke schreibt darüber ....."In Spötting... konnte der Bestattungsplatz einer Adelsfamilie ausgegraben werden, der wahrscheinlich die Aufgabe zukam, den Lechübergang einer bedeutenden Ost-/West-Verbingung, der späteren Salzstraße, zu kontrollieren. Der mutmaßliche Hofgründer gelangte im ausgehenden 6. Jhdt.n.Chr. aus dem fränkischen Westen an den Lech, wie uns seine Grabbeigaben, aber auch die zu dieser Zeit in Süddeutschland noch unbekannte Überhügelung seines grabes zeigen. Für die Gräberfelder von Langweid, Schwabmünchen, Unterigling und Salgen dürfen wir entsprechende Verhältnisse annehmen².
Zwei dieser
Adelsgräber enthielten Goldblattkreuze, die auf einen Schleier genäht, den Verstorbenen über das Gesicht gelegt wurden. Die Datierung für diese Funde erfolgte für das 7.Jhdt. und weist eindeutig auf eine christliche Bestattung hin. In einem weiteren Grab wurde noch ein Goldblattkreuz gefunden, schmucklos, an den Kreuzarmen verlängert, den unteren von doppelter Länge. Der Autor - Rainer Christlein³ weist darauf hin, ..daß diese Form ohne das Vorbild einer sogenannten Crux germania, also eines massiven Altarkreuzes... nicht zu denken ist. Gemäß seiner Schlußfolgerung vermutet man, daß in unmittelbarer Nähe eine kleine Kirche stand, also schon rund 100 Jahre vor der Gründung von Sandau.
Der Augsburger Bischof - Ulrich schenkt dann 969 n.Chr. Spötting dem von ihm gegründeteten Kloster St. Stephan in Augsburg unter dem Namen ..."de tota villa Spetinga" mit dem Zusatz "praeter partem prebyterorum"...auf deutsch: den Zehent des ganzen Gutes Spötting mit der Ausnahme des Anteiles der Priester.
Das Spöttinger Ulrichskirchlein befand sich den Annalen nach 969 bis 1412 im Besitz des Augsburger Klosters St. Stephan, und wechselte dann
in den Besitz der aufstebenden Stadt Landsberg (1412). Während des 30jähringen Krieges wurde das Kirchlein durch die Schweden im Jahre 1632/33 schwer beschädigt, sodaß die Jahre danach das Kirchlein mehr und mehr zerfiel und schließlich 1756 das Dach einstürzte. An dieser Stelle entstand 1765 dann die Spöttinger St. Ulrichskirche. Die noch tw. vorhandenen Grabsteine in und an der Kirche zeugen aus diesen bewegten Zeiten. Begraben wurden danach an diesem Spöttinger Friedhof nebst der Tafernwirtfamilie "Spöttinger Tafernwirtschaft" Rauch, nur noch die am Hochgericht neben dem Galgenweg Gehängten, während die unten auf der Kipfstatt mit dem Henkersbeil Hingerichteten, die Bewohner des Siechenhauses und der Papiermühle bei der nahegelgenen Katharinenkapelle ihre Ruhestätte fanden.
1898 schlug man aufgrund der wachsenden Bevölkerung den Abriss der Katharinenkapelle vor, was jedoch durch den Landsberger Historischen Verein verhindert wurde. Der Generalkonservator von München funktionierte das Kirchlein danach zum Museum. Auf dem Grundstück gegenüber wurde dann 1890 durch die neue Pfarrei die heutige Katharinenkirche gebaut. 1923 ging das Ulrichskirchlein in den Besitz des bayerischen Staates über, und wird heute von der JVA (Justizvollzugsanstalt) verwaltet und betreut, ebenso der kleine Friedhof.
(Auszug aus dem Artikel "die Geschichte der Pfarrei Spötting und ihrer Kirchen St. Ulrich und St. Katharina von Klaus Münzer (Landsberger Geschichtsblätter Jahrgang 2007).
Literaturquellen:
Josef Johann Schober: Die Pfarreien und ihre Vorstände. Spötting, in Landsberger Geschichtsblätter (=LGB) 1911, S. 4-8; 12-14.
Josef Hartlmaier: Spöting eine Wurzel von Landsberg. Originalurkunde aus der Hand der Augsburger Bischöfe, (LGbl) 11972/73, S. 58-62.
Dagmar Dietrich: Überlieferungen zur Geschichte des Ortes Spötting und seiner Kirche, in: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Landsberg am lech Band 4, München Berlin 1999, S. 63ff.
².Volker Babukke: "Nach Osten bis an den Lech. Zur alamannischen Besiedlung der westlichen Raetia secunda" im großen Ausstellungskatalog "Die Alamannen" 1997, S. 252f.
³.Rainer Christlein: "Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes.
Links/Services zu:
Gang durch die Landsberger Stadtgeschichte - Spötting: Der historische Stadteil Spötting in Landsberg
Spöttinger Friedhof: Historische Spuren im Spöttinger Friedhof